JUTTA: Sensorisches Assistenzsystem für Pflege und Betreuung

KONTAKT

Denise Becka, Institut Arbeit und Technik | Westfälische Hochschule
becka@iat.eu

Technologie

JUTTA - Jederzeit Unterstützte Teilhabe durch Technische Assistenz

In der ersten Lernreise in die digitale Zukunft der Pflege erhielten die Teilnehmenden am 04.11.2021 via Zoom Einblicke in das sensorbasierte Assistenzsystem JUTTA (Jederzeit Unterstützte Teilhabe durch Technische Assistenz). JUTTA wird in Demenzwohngemeinschaften der St. Georg Care gGmbH eingesetzt und durch die inHaus GmbH entwickelt und technisch umgesetzt. Wie wurde aus einem einstigen Förderprojekt ein langfristig erfolgreiches Regelangebot und welche Rolle spielte dabei die Einbindung der Pflegekräfte in die Umsetzung? Ziel der Lernreise war es, am Beispiel von JUTTA zu zeigen, wie KMU es schaffen können, nachhaltig erfolgreiche Digitalisierungsprojekte arbeits- und beteiligungsorientiert zu gestalten. Im gemeinsamen Austausch wurde diskutiert, wie Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen in die Gestaltung digital gestützter Arbeit einbezogen werden können.

 

JUTTA ermöglicht die sensorische Erfassung von Bewegungen und Aktivitäten demenziell erkrankter Menschen anhand von unauffällig im Wohnraum integrierten Komponenten. Das System registriert und lernt Abläufe und Gewohnheiten der Bewohner:innen, erkennt Unterstützungsbedarfe und meldet ungewöhnliche Situationen.

Entwicklung

Das sensorbasierte Assistenzsystem JUTTA – Vom Projekt zum Regelangebot

In einer multimedialen Mischung aus Vortrag, Präsentation und Live-Demonstration führten Enrico Löhrke (Geschäftsführer inHaus GmbH) und Heike Fuchs-Perszewski (St. Georg Bauen und Wohnen GmbH) durch die Entstehungs- und Umsetzungsgeschichte des Systems und gaben Einblicke in dessen Funktionen. Die Kooperation entstand aus einem Zusammentreffen auf einem Kongress und dem gemeinsamen Interesse, die Vorerfahrung der inHaus GmbH mit intelligenter Vernetzung im Wohnraum auf das Pflegesetting in Demenz-Wohngruppen der St. Georg Care gGmbH zu übertragen.

Die Entwicklung und Umsetzung von JUTTA erfolgte als BMBF-Förderprojekt im Zusammenspiel der Partner und unter Beteiligung der in der Wohngruppe eingesetzten Pflegekräfte und wurde als dauerhaftes Regelangebot in die Demenz-WG der St. Georg Care gGmbH überführt. Dabei kam es im Laufe der Jahre immer wieder zu technischen Erweiterungen und Anpassungen des Konzepts auf die in der Demenz-WG auftretenden Bedarfe.

Ein wichtiges Ziel war es, Pflegekräfte zu entlasten und keinen zusätzlichen Aufwand durch Technik zu schaffen. Deshalb wurde im Zuge der Entwicklungs- und Einführungsprozesse regelmäßig Feedback von den Mitarbeitenden eingeholt und betriebliche Technik-Runden für Mitarbeitende eingeführt. Dahinter steht die Überzeugung, dass Mitarbeitende für ihren Arbeitsbereich am besten einschätzen können, was konkret zur Verbesserung der Qualität von Pflege und Arbeit beiträgt. So war es möglich, das System von Anfang organisch in neu geschaffene Demenz-Wohngruppen zu integrieren und JUTTA den sich wandelnden Anforderungen anzupassen.

Für die (Weiter-)Qualifizierung von Pflegekräften wurde durch die St. Georg Care gGmbH und der inHaus GmbH eine digitale Lernplattform errichtet, die das Kursmanagementsystem Moodle mit einem Tool zur Durchführung von Video- und Gruppenchats kombiniert, um eine möglichst interaktive Lernumgebung zu schaffen. Beschäftigte werden auf diese Weise von Beginn an mit dem neuen technischen Konzept vertraut gemacht.

 

Austausch

Bedarfsgerechte Technik durch Beteiligung

Die Teilnehmenden konnten sich auf dieser Lernreise einen guten Eindruck darüber verschaffen, wie die Etablierung digitaler Assistenzsysteme in der Pflege auch in KMU langfristig gelingen kann. Für die Teilnehmer:innen war es wichtig, dass digitale Technik auf die Bedarfe der Einrichtung zugeschnitten wird und die berufsfachliche Arbeit unterstützt, da viele die Erfahrung gemacht haben, dass Technik nicht bedarfsgerecht und häufig auch nicht ausgereift ist. Eine Lücke entsteht dann oftmals bei der sinnvollen Integration von Technik in Arbeitsabläufe und -prozesse.

Hier sind zum einen intuitiv bedienbare Technologien von Interesse, zum anderen wird darauf hingewiesen, dass Mitarbeitende frühzeitig in Einführungsprozesse einbezogen werden. Zusätzlich sehen die Teilnehmenden Bedarf bei der Entwicklung digitaler Kompetenzen Beschäftigter, die durch passende Fortbildungsangebote und neue betriebliche Strukturen (z.B. Digitalisierungslotsen) unterstützt werden können.

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